Mittwoch, 15. Oktober 2014

Almacenista - Die Garagen von Jerez

Sherry ist ein extrem interessantes Thema und super vielseitig. Ich nehme mir ständig vor mehr Sherry zu trinken, aber irgendwie wird das nie so richtig was. Nur in kurzen Phasen. Aber ich bilde mir ein, dass das nicht nur an mir liegt. Sherry findet in der deutschen Gastronomie nur ganz am Rand statt. Wenn ich im Restaurant sitzte und auf der Karte einen tatsächlich interessanten Sherry finde, bestelle ich ihn so gut wie nie. Warum ? Weil die beiden 70 jährigem Opas und ich wahrscheinlich die einzigen in den letzten Wochen oder sogar Monaten wären, die aus der 0,75l Flasche Fino ein Gläschen ordern. Frisch ist anders...Und selbst die Weinfachhändler, wenn sie nicht grad auf Spanien spezialisiert, sind oft sehr unbefriedigend ausgestattet. Im Ruhrpott sowieso...

Um so mehr feiere ich dann eine schöne Flasche Fino, Manzanilla, Oloroso oder was auch immer, die ich mir zu Hause mit ein paar spanischen, salzigen Schweinereien genehmige. Heute sogar eine echte Besonderheit: Einen Almacenista. Das ist kein Sherry Stil sondern beschreibt eher eine alte Tradition. In den drei Städten in denen alle Sherry Lodges ihren Sitz haben, also Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa Maria und Sanlucar de Barrameda gibt es einige kleine private Produzenten, die ihren Wein an Privatleute oder Gastronomien verkaufen oder einfach hobby-mäßig für den Eigenkonsum Sherry produzieren. Manchmal werden große Sherry-Brands auf besonders gute Partien aufmerksam und kaufen den Almacenistas (span. für Lagerhalter) einzelne Fässer ab und vermarkten sie unter ihrem Namen. Dabei muss auf dem Etikett die Bezeichnung Almacenista, sowie dessen Name und die Größe der Solera, stehn aus der der Wein kommt. Je kleiner die Zahl ist, je seltener und damit teurer ist er. 



Der Almacenista Sherry den ich im Glas habe wurde vom Sherryhaus Lustau gekauft und stammt von José Luis Gonzales Obregon aus El Puerto de Santa Maria. Vom Stil her, ist es ein klassischer Fino, das heißt Staub trocken und ohne oxidativen Einfluss, da der Wein von der Florhefeschicht vor Sauerstoff geschützt wird. Dieser Wein aus der Palomino Traube stammt aus einer 143 Fässer starken Solera. 

Die lange Zeit unterm Hefeflor und das typische Andalusische Klima verleiht diesem Wein ein so komplexes Bukett, das ich kaum aufhören kann mir Notizen zu machen: Zuerst Haselnuss, Grüne Walnuss, Rauch und geröstete Grüne Paprika, dann Salzkaramell, Estragon, Bergamotte und sogar etwas Curry. Am Gaumen mit irrem Spiel aus Säure und Schmelz, alles federleicht. Dazu Noten von Nougat, unreifen Feigen und weißem Pfirsich. Gleichzeitig salzig und herzhaft. Mit passendem Essen entwickelt sich auch ein enormer Trinkfluss, der die 15 % Alkohol nahezu vergessen lässt... Absolutes Sherry Highlight!

Alk: 15 %
Preis: 17,50 € (0,5 l)
Punkte: 93/100

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