Samstag, 11. Oktober 2014

Uncorked: 1993er Chateau Montrose

Zurück aus Hamburg vom Sommelier Lehrgang. In den letzten zwei Monaten so intensiv und so viele Weine eine verkostet wie nie zu vor... aber auch so wenig geschrieben wie nie zuvor. Sorry dafür, war einfach zu beschäftigt. Ich gelobe Besserung. 

Am Mittwoch, beim vinophilen Wiedersehen mit den Jungs, holt ein Freund einen Wein aus seinem Keller, der es auf jeden Fall wert ist, ein paar Worte darüber zu verlieren. Einen Klassiker aus dem Medoc, ein besonder Wein aus einem eher kleinen Jahr: Chateau Montrose 1993.

Das mondäne Chateau Montrose liegt auf einem Hügel direkt am linken Ufer der Gironde in der Appelation Saint Estephe, keine 70 km Bordeaux entfernt. Bis zum Jahr 2006 war das als deuxiemes Cru klassifizierte Weingut 110 Jahre lang im Besitz der Familie Charmoluë, bis es von zwei Unternehmer-Brüdern Namens Olivier und Martin Bouygoues erworben wurde. Seid dem passiert viel auf Chateau Montrose, Haus und Keller werden stetig erweitert und modernisiert und kürzlich konnten die 65 Hektar auf über 90 erweitert werden, in dem man dem Nachbarn Phelan Segur einige Hektar abkaufen konnte. Man munkelt für ein knappe Millionen Euro pro Hektar. Vorteil für Montrose: Von diesen neuen Flächen darf auch der Grand Cru Classé Wein erzeugt werden. 



Am Stil des Hauses wollen die Brüder Bouygoues nichts ändern sagen sie. So steht Montrose seid je her für einen etwas roughen, kanntigen Stil. Grade die jungen Weine werden oft nicht so euphorisch bewertet wie die der Konkurrenz. Doch nach 10-15 Jahren Flaschereife sieht das dann oft ganz anders aus. Montrose steht für Langlebigkeit und für Konstants, auch in schwächeren Jahren. 

1993 war so ein Jahr. Mehltau und Botritis machte den Winzern zu schaffen. Dazu viel Regen in der Erntezeit. Doch mit guter Weinbergspflege und strenger Selektion holte man auf Chateau Montrose reifes und gesundes Lesegut in den Keller. Der Kellermeister verschnitt in diesem Jahr 71% Cabernet Sauvignon mit 29% Merlot. 

Heute, über 20 Jahre später präsentiert sich der Wein auf der Spitze seines Genusses. Ziegelrot am Rand mit Rubin farbenem Kern. In der Nase unglaublich komplex nach Cassis, Kakao, Lagerfeuer, Pflaume und Leder. Keine Spur von grüner Paprika oder ähnlichem. Am Gaumen rund und harmonisch, mit immer noch fruchtigem Inneren. Die Tannine sind sehr fein und weich. Fast zu weich. Die Säure präsent. Im Abgang kommen Gewürze dazu wie Nelke und Piement. Sehr langer Nachhall. Dazu das Fett der Trüffelsalami, mit der wir den Wein begleiten... mehr geht kaum !

Alk: 12,5 %
Preis: um 70 €
Punkte: 90/100


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